Trüberbrook

Ein Adventure in Deutschland aus Deutschland ohne viel Deutschland.
Geschichte
Den amerikanischen(!) Physikstudenten Hans Tannhauser (schöner deutscher Name :)) verschlägt es in das titelgebende Dörfchen irgendwo im Nirgendwo Deutschlands des Jahres 1967.
Er trifft dort auf eine energiegeladene junge Frau und sie merken, dass sie sich gemeinsam auf die Suche nach etwas begeben wollen. Doch schnell entwickelt sich alles ganz anders als erwartet.
Puh. Schwere Kost für einen Rezensenten. Denn nichts ist leicher, als die gesamte Geschichte in der Luft zu zerreissen. Sie ist löchrig wie ein Sieb und springt von einem Thema zum anderen. Um nicht zu spoilern, muss ich es so stehen lassen.
Aber mein Gott, BRD vor den 1968ern im Mief von 1000 Jahren versunken, was hätte man daraus machen können! Aber die meisten Protagonisten sind so Deutsch wie Flamingos oder Siesta. Was ist an einem Matrosen mit Holzbein und Angst vor Wasser Deutsch? Gab es Aluhutträger in Baumhäusern zu der Zeit? Oder Umweltschutzbewustsein? Mit dem Kalten Krieg, der auf der Shopseite erwähnt wird, hat es 0,0 zu tun, außer dass es ihn gab 1967.
Andererseits, wenn man von all den (wie ich ja auch finde gerechtfertigten) Erwartungen Abschied nimmt, ist es letztlich ein passables Adventure mit typischer Handlung, die von der Rettung der Welt durch einzelne Helden erzählt. Dass es ein SciFi wird steht ja immerhin auch irgendwo in der Beschreibung.
Dass alles so extrem zusammengewürfelt wirkt, liegt vielleicht daran, dass man alle möglichen Versatzstücke eines "guten" Adventures mithineinpacken (und ich möchte sogar meinen, etwas veralbern) wollte. Genau, als Pesiflage würde es sogar wieder an Statur gewinnen. Je länger ich darüber nachdenke, ist dies die einzig vernünftige Erklärung.
Nur dass eben nicht Deutschland (wohl BRD) der Nachkriegszeit sondern Adventure persifliert, wenn überhaupt. Ich meine, welche Tankstelle in Deutschland hieß damals gas station? Ein Versehen kann das kaum sein. Warum dann nicht einen deutschen Namen persiflieren? Nur andererseits hätten die Dialoge und die Witze noch knackiger sein dürfen und sollen. Falls die Drehbuchschreiber das aber bierernst gemeint haben, dann Gute Nacht Deutschland.
Gameplay
Wie in Adventures üblich sammeln wir Gegenstände und setzen sie woanders wieder ein. Hier (wie übrigens in manch anderen Vertretern des Genres auch) wird uns die Arbeit sehr erleichtert, weil die Objekte nicht in einem Inventar ausgesucht werden müssen, sondern uns direkt am Einsatzort zur Verfügung stehen, sofern wie sie vorher eingesammelt haben.
Dies verschiebt schlicht die Hauptzielgruppe hin zu Leuten, die es eben nicht gar so schwer mögen (denn immerhin kann es auch anstrengen, x-beliebige Kombinationsmöglichkeiten samt Mondlogik durchgehen zu müssen).
Für Kinder könnte es daher gut geeignet sein. Ein einziger Erwachsenenwitz ist mir aufgefallen, den Kinder wahrscheinlich schlicht unverstanden übergehen und jetzt auch kein Skandal ist.
Ich fand es jetzt aber auch nicht schlimm, dieses etwas einfache Gameplay zu haben Eine Walking-Sim ist es nun ja auch nicht (und auch da gibt es gute).
Dialoge mit den NPC's gilt es natürlich auch zu absolvieren. Bin mir gar nicht sicher, ob die eigentlich spielrelevant sind. Immer wenn ich dachte, von anderen Adventures konditioniert, jetzt könnte es wichtig werden, hat jede Antwort auf Anhieb gepasst.
Ein paar Rätsel gibt es auch, aber nicht viele. Also eigentlich ist mir gerade nur eines in Erinnerung.
Technik
Grafisch ist das Spiel recht ansehnlich. Man kann nachlesen, dass die Kulissen handgemacht sind, so etwa wie bei einer Modelleisenbahn. Die Figuren sind auch gut, wirken auf mich etwas wie Knetemännchen.
Der Sound ist gut. Die Dialoge sind auf Deutsch verfügbar. Es machten ja einige bekannte Deutsche dabei mit, die Stimmen zu sprechen. Ich kannte sie nicht so gut bzw. habe sie so nicht erkannt. Egal, ich fand, sie haben ihre Sache gut gemacht. Für die teils durchschnittlichen Texte können sie ja nichts.
Die Steuerung mit der Maus war problemlos. Allenfalls störend, dass eine Schnellreise recht spät im Spiel kommt und man dazu im Hauptbereich des Dorfes viel laufen muss, um zur Schnellreise zu gelangen. Die hätte man bspw, auf die rechte oder mittlere Maustaste legen können.
Sonstiges
Ich habe etwas unter 6h für einen Durchgang benötigt.
Es gibt viele Errungenschaften, die von automatisch bis etwas aufwendig in der Schwierigkeit reichen. Hier zeigen sich u.a. die Dialoge als nichtoptional. Ich habe auf Anhieb bei einer relativ sorgsamen Spielweise gerade mal 70% der Errungenschaften freigeschaltet.
In Zahlen für mich persönlich ein Unterhaltungswert von 6,5/10.
Ein Adventure das, wenn man es als Persiflage ansieht, relativ nett ist (ansonsten eher seltsam, altbacken bis bescheuert). Das Gameplay ist relativ einfach.
Dies ist mein subjektiver Spieleindruck. Für meine Wertung zählt, wie gut es mich unterhalten hat. Entsprechend der Daumen nach oben oder unten, abhängig davon, ob ich es einem ähnlich gesinnten Spieler weiterempfehle. Der Spieleindruck eines anderen Spielers kann aber durchaus stark davon abweichen.
Eine negative Sicht auf das Spiel findet man beispielsweise hier.

Als eingefleischter Star Trek u. Stargate Fan hatte ich meine Freude mit dem Spiel.

Auf jeden Fall DAUMEN HOCH! Ich gebe hier mal 5 Sterne und zwei Kometen :-) Aber im Ernst, das Spiel ist auf jeden Fall sein Geld wert. Super Geschichte und wirklich klasse Charakteren. Die Rätsel (ich nenne sie mal so) sind nicht wirklich schwer und machen das Spiel nur noch interessanter. Alles in allem waren es für mich ca. 9 Std. Unterhaltung für einen schmalen Taler.