Dishonored 2

Story und Atmosphäre

Dishonored 2 setzt die Geschichte in der Welt von Dunwall fort und führt neue Schauplätze ein, darunter die sonnige Küstenstadt Karnaca. Die Handlung dreht sich um die junge Kaiserin Emily Kaldwin, die durch einen Verrat entmachtet wird, und Corvo Attano, der erneut an ihrer Seite kämpft. Die beiden Protagonisten sind spielbar, und ihre Perspektiven bieten unterschiedliche Gameplay-Ansätze, was die Story besonders dynamisch macht. Emily muss ihren rechtmäßigen Thron zurückerobern, während Corvo versucht, die mysteriösen Kräfte hinter dem Putsch zu bekämpfen.

Die Story ist gut geschrieben, mit politischen Intrigen, Familientragödien und geheimen Gesellschaften. Es gibt tiefere gesellschaftliche Themen, wie die Frage nach Macht und Identität, die geschickt eingebaut sind. Die Atmosphäre bleibt düster und mysteriös, wobei Karnaca als neuer Schauplatz mit seiner sonnigen, jedoch verfallenen Schönheit ein starkes Kontrastmittel zur tristen Stimmung Dunwalls bildet. Das Design der Städte, die bedrohliche Präsenz übernatürlicher Kräfte und die ikonischen Steampunk-Elemente tragen zur einzigartigen Stimmung des Spiels bei.

Gameplay

Das Gameplay von Dishonored 2 erweitert und verfeinert das, was im ersten Teil bereits gut funktionierte. Wie in Dishonored gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Missionen anzugehen – sei es durch Stealth, gewaltsame Konfrontation oder übernatürliche Fähigkeiten. Emily und Corvo haben jeweils eigene Kräfte: Emily nutzt Fähigkeiten wie „Domino“, das es ihr ermöglicht, mehrere Feinde gleichzeitig zu beeinflussen, und „Far Reach“, eine weiterentwickelte Version von Corvos „Blinken“, die größere Distanzen überspringen kann. Corvo behält seine klassischen Kräfte wie „Zeit zurückdrehen“ und „Besitz“, die das Spieltempo variieren und neue Lösungsansätze eröffnen.

Das Leveldesign ist noch offener als im ersten Teil und bietet zahlreiche Wege und Methoden, um Ziele zu erreichen. Jede Mission ist voll von Geheimnissen, versteckten Routen und vertikalen Elementen, die es dem Spieler ermöglichen, kreativ zu sein. Die Wiederspielbarkeit ist aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen und der Wahl zwischen Emily und Corvo hoch. Die Wahl zwischen tödlichem und nicht-tödlichem Vorgehen wirkt sich auf die Geschichte und das Ende aus, was den moralischen Dilemmata des Spiels noch mehr Gewicht verleiht.

Erzählweise und Inszenierung

Dishonored 2 bleibt seiner cineastischen Erzählweise treu. Die Geschichte wird über dialoglastige Szenen und Umgebungsdetails vermittelt, wobei die Missionen selbst die Handlung vorantreiben. Die beiden spielbaren Charaktere bieten unterschiedliche Perspektiven und damit auch unterschiedliche Herangehensweisen an die Story. Die Zwischensequenzen sind in bester Kojima-Manier inszeniert und wirken immer wie ein gut komponiertes Kunstwerk, das sowohl narrativ als auch visuell beeindruckt.

Das Storytelling ist tiefgründig und die Entscheidungen, die der Spieler trifft, haben sichtbare Auswirkungen auf die Welt und das Ende des Spiels. Das Spiel behandelt Themen wie Verlust, Macht und die Konsequenzen von Handlungen, was die Welt und die Charaktere lebendig und glaubwürdig macht. Trotz der fantastischen Elemente bleibt das Spiel geerdet und berührt mit seiner emotionalen Tiefe.

Technische Umsetzung

Technisch setzt Dishonored 2 hohe Maßstäbe. Die Grafik ist beeindruckend, mit detailreichen Umgebungen und einer lebendigen, atmosphärischen Welt. Der Art-Style bleibt einzigartig und sticht mit seiner Mischung aus viktorianischem und steampunk-artigem Design hervor. Besonders die Städte sind prächtig gestaltet und tragen stark zur Atmosphäre bei. Das Spiel läuft auf aktuellen Systemen flüssig und stabil, und die Ladezeiten sind minimiert.

Die Sprachausgabe ist erneut hervorragend, mit einer ausgezeichneten Besetzung, die den Charakteren Leben einhaucht. Der Soundtrack verstärkt die Stimmung perfekt, von bedrohlicher Stille bis hin zu dramatischen musikalischen Höhepunkten. Das Sounddesign ist ebenfalls auf einem hohen Niveau, mit gut platzierten Umgebungsgeräuschen, die das Gefühl der Immersion verstärken.

Pro und Contra

Pro:

+ Zwei einzigartige spielbare Charaktere mit unterschiedlichen Kräften und Spielstilen
+ Open-Ended-Leveldesign mit hoher Wiederspielbarkeit
+ Faszinierende und stimmige Welt, die gekonnt neue Schauplätze bietet
+ Moralische Entscheidungen und unterschiedliche Lösungsansätze beeinflussen die Story
+ Ausgezeichnete grafische Gestaltung, stimmungsvolle Musik und erstklassige Sprachausgabe

Contra:

- Gegner-KI ist manchmal vorhersehbar und nicht immer herausfordernd
- Das Spiel kann sich in späteren Levels etwas wiederholen, besonders bei den Missionen
- Für Spieler, die ein einfacheres Spielerlebnis bevorzugen, kann die Vielzahl an Möglichkeiten überwältigend sein
- Einige der komplexeren Fähigkeiten könnten für neue Spieler anfangs schwer verständlich sein

Fazit

Dishonored 2 baut auf den Stärken des ersten Teils auf und verfeinert das Konzept. Die offene Welt, die unterschiedlichen Herangehensweisen und die detaillierte Story machen es zu einem meisterhaften Stealth-Action-Spiel. Die Wahl zwischen den beiden Protagonisten bietet zusätzliche Tiefe und Wiederspielwert. Die Moralfragen, die das Spiel aufwirft, sind bedeutend und prägen das Spielerlebnis. Technisch glänzt Dishonored 2 mit einer visuellen und akustischen Präsentation, die die Spielwelt lebendig macht. Zwar gibt es kleine Schwächen in der Gegner-KI und der Wiederholbarkeit, aber insgesamt bietet das Spiel eine unvergessliche, tiefgründige Erfahrung.

Bewertung 9.5/10

Dishonored 2 baut auf den Stärken seines Vorgängers auf und bietet noch mehr Freiheit bei der Gestaltung des eigenen Spielstils. Mit zwei spielbaren Protagonisten, atemberaubendem Leveldesign und genialem Gameplay bietet es ein sehr gutes Spielerlebnis. 
Klare Empfehlung! 

Kurzfazit: 👍👍 86%
Ein gar nicht so geheimer Geheimtipp - würdiger Nachfolger eines grandiosen Erstlings.

Kennt noch jemand:
- Monkey Island 1?
- Bioshock 1?
- Tomb Raider 1?
- Pillars of Eternity 1?
- Baldurs Gate 1?
- Doom 1?
Okay - das ist provokativ.
Klar, kennt die jeder.
Das sind lauter Erstlingsmeisterwerke, die uns Gamer überzeugen konnten.
UND
die alle einen erfolgreichen Nachfolger haben, der den Erstling behutsam erweitert und ebenso großartig ist.
In diese illustre Riege lässt sich auch Dishonored 2 einreihen.
Den ersten Teil habe ich ja bereits mal rezensiert - wenig überraschend war ich schwer beeindruckt.
Da kam einfach alles zusammen, was ich so mag:
- dichte Story mit Twists und Surprises
- Egosperspektive
- RPG-Anleihen und Inventar
- eine schön erkundbare MetroidVania-Umgebung
- die freie Wahl WIE man zum Ziel kommt
- die freie Wahl ob man gut oder böse ist
- unausgelutschtes Steampunk-Setting
Und was macht denn nun der zweite Teil mit dieser etablierten Formel?
Wer Teil 1 mochte - LIEBT auch die zweite Iteration.
Die Arkane Studios sind ja so kleine Tortenbäcker.
What?
In allen künstlerischen Ausdrucksformen
(sei es Musik, Filme, Spiele, Bücher, ...)
gibt es mal so grundlegend die folgenden zwei Kriterien:
<Semmelbäcker> versus <Konditoren>
Die ersteren hauen günstige Dutzend-Ware auf den Markt und leben gut davon; die anderen kreieren kleine teure Meisterwerke.
Das französische Arkane Studios gehört(e!) zu den letzteren.
Von Arx Fatalis, über Dark Messiah of Might & Magic, Bioshock 2, Dishonored, Prey, Deathloop ... alles Geheimtipps abseits von bekannten Schemata und 0-8-15-Spielerlebnissen.
Ich muss es sagen: Jedes Spiel fand ich grandios.
Und da macht auch dieses Stück Software mein nach neuen Inhalten lechzendes "Ich-will-aber-Anspruch-Gaming-Herz" glücklich.
Dank Bethesda im Rücken konnte die alte Unreal 3 Engine durch die neue Id-Tech-Engine ersetzt werden (Rage, Wolfenstein: New Blood,...),
was zwar die Performance-Ansprüche anhob, aber die Stadt Dunwall in all seiner vertikalen Pracht im neuen Glanz erstrahlen lässt.
Dunwall ist (wie Prag bei Deus Ex: Mankind Divided auch) ein heimlicher Star des Spieles.
Seit Metroid 2: Return of Samus freuen sich tiefsinnigere Gamer über eine lebende, erkundbare, sich mit den eigenen erweiterbaren Fähigkeiten stets neu entdeckbare Umgebung...
Hallo? Nicht umsonst heisst ein ganzes Genre: METROIDvania...
Zurück aber zum vorindustriellen Dunwall.
Noch immer herrscht hier eine Plage.
Diesmal nicht von Ratten, sondern von Moskitos übertragen - und die sind echt fies!
Noch immer lebt die Gesellschaft in einer Art Feudalsystem alá FABLE 3
(Welches ebenfalls grandios war! Wann kommt mal Teil 4?)
oder aktuell auch DUNE: der Wüstenplanet.
Noch immer können wir Magie und Technik nutzen um schleichend und gewaltlos alle Ziele zu verfolgen - quasi eine Art magischer Sam Fisher aus Splinter Cell
(Wann kommt eigentlich hier mal ein neuer Part?)
oder
eben auch als Ezzio Auditore aus Assassins Creed schnetzelnd und meuchelnd die Geschichte voran zu treiben.
Unsere Entscheidungen prägen wieder das Erscheinungsbild der Stadt.
Und verändern die Story.
Wieder sind wir unterwegs als Corvo aus Teil 1 - oder als seine Zieh-Tochter Emily, die er im ersten Part noch beschützte.
Beide haben ganz unterschiedliche Fähigkeiten und Movesets.
Apropro:
Bei einer idTech-Engine fast schon selbstverständlich:
Das Movement (die Steuerung) ist völlig frei anpassbar und absolut elegant und flüssig.
Hier liegen fehlgeschlagene Manöver dann auch schön an einem selber.
Audiovisuell hat Arkane Studios seinen Stil behutsam aufpoliert und weiter geführt.
Die Städte, Paläste, Armenhäuser, Bordelle, Häfen, Schiffe, etc zu durchsuchen macht auch optisch einfach schon Spaß!
Dann noch die zahlreichen Geheimnisse, Eastereggs und Abkürzungen dazu = schon ist die Abenteuerlust und der Entdeckerdrang geweckt.
Top!
Generell sind für mich solche Spiele hier
(wie zum Beispiel auch DEUS EX oder BIOSHOCK oder WE HAPPY FEW)
eher ein Rollenspiel in der Tradition von SKYRIM - nur eben seichter.
Ich liebe sie.
Als ob man OBLIVION oder SKYRIM auf ein kleineres Gebiet konzentriert - und da dann alles mögliche zum Entdecken und Austoben reinstopft.
Eine Hauptgeschichte, die man verfolgt und auch auf 8 bis 20 Stunden durch hat
(die aber SEHR unterhalten hat)
statt vieler kleiner Geschichten, die auf Ü100 Stunden verteilt sind.
👍🏻Kurzübersicht:👍🏻

- frische Atmosphäre, unverbrauchtes Setting ✅
- Nachdenken und Herumexperimentieren wird belohnt ✅
- deutsche Synchro ✅
- gestraffte Story ✅
- MetroidVania-Feeling weckt die Explorationsfreude


Grafik
🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔘🔘
Sound
🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔘
Handling
🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵🔵 🔘
Spielspaß
🔵🔵🔵🔵🔵 🔵🔵🔵🔘🔘

Plattform
(sonstiges)
Bewertung


STEAM
Alle Bewertungen (37.759(!))
Sehr positiv


Metacritic
Review
86%


GameStar
Test
87%

Fazit:
Extrem guter Nachfolger eines extrem guten Vorgängers.
_1Danjl_Bot7_
(⌐■_■)--︻╦╤─ - - -
👉🏻 Shorts & Friends
👉🏻 Die Unbeschreiblichen mit Gästen
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Alle Dishonored-Teile sind ein Traum, man bekommt soviel Spiel für faires Geld (Normalpreis) und kann gerne auch auf den nächsten Sale warten (fast geschenkt). Es gibt Kräfte, Ratten, Hexen, Mechanische, Blutfliegen, fantastische Schleichmöglickeiten, eine gute Story, Schnellspeichern, deutsche Sprachausgabe (ohne KI), eine glaubhafte Welt und ein zwar grobkantiger Grafikstil, der aber genau aus diesem Grund sehr gut gealtert ist. Wasser, Rauch, Licht... alles stimmig. Wer's noch nicht gespielt hat und das Genre mag, sollte das auch 2025 noch nachholen. Ich wünsche Euch unzählige Stunden an Spaß.

Nicht jeder Gegner ist ein Gegner,
versteh es wer will aber so ist das für die Tarnungsherausforderung.
Übrigens bin ich einmal durch, in 16h mit viel speichern und viel laden.

very good, extremely fleshed out maps, compelling story and insane replayabilty

Dishonored 2 ist der zweite Teil der preisgekrönten Reihe von Arkane und hat mich in vielerlei Hinsicht sehr positiv überrascht. Es verbessert rundherum das doch etwas angestaubte Gameplay von Dishonored 1 und erweitert es um einige sehr ansprechende Mechaniken.
Das Gameplayprinzip des Vorgängerspiels bleibt erhalten, doch bekommt der Spieler eine Reihe von Möglichkeiten, um die linearen aber sehr offen und detailliert gestalteten Level zu durchqueren und Ziele abzuschließen. Dabei hat man die Wahl zwischen lautem und leisem Vorgehen, wobei Feinde zusätzlich noch tödlich oder nichttödlich erledigt werden können. Das beeinflusst den Chaos-Faktor, welcher seinerseits auch das Ende des Spiels beeinflusst. Man bekommt eine ganze Reihe von Gadgets und Waffen, welche immer wieder sehr kreative Gameplaymöglichkeiten eröffnen und zum Experimentieren anregen. Das war zwar auch schon in Dishonored 1 so vorgesehen, hat mich da aber noch nicht so recht gepackt. Im direkten Vergleich ist ältere Spiel einfach etwas unrund und clunky. Dishonored 2 ist in dieser Hinsicht enorm verbessert worden und gut gealtert. Sämtliches Movement und auch die Kämpfe sind flüssig, intuitiv und befriedigend. Es fühlt sich einfach in jeder Hinsicht besser als der erste Teil an. Neue Mechaniken wie das Crafting von Knochenartefakten und die damit verbundenen Gameplayoptionen geben dem Spiel dann noch den letzten Schliff. Die sehr gelungene Schwierigkeitskurve von Dishonored 2 muss ebenso erwähnt werden. Muss man zunächst noch vorsichtig und ressourcenschonend spielen, so entwickelt sich das Spiel mit den richtigen Upgrades vor allem in einem High Chaos-Playthrough zu einer richtigen Power Fantasy.
Was mich besonders erfreut hat, war das neue Setting. Ja, Dunwall ist natürlich eine ikonische und gut designte Stadt, aber ich hatte diese feuchten und versifften Elendsviertel und Industriegebiete sehr schnell satt. Dishonored 1 hat mich damals mit seiner tristen grau-grünen Szenerie sehr angeödet, auch wenn es immer wieder Highlights gab. Karnaca ist erfrischend anders als Dunwall und hat immer wieder beeindruckende Vistas geliefert. Das mediterrane Flair der Stadt bildet einen ansprechenden Kontras zur sich einschleichenden schmutzig-ausbeuterischen Industrialisierung. Klar, die Industrialisierung spielte auch schon in Dishonored 1 eine große Rolle, aber der Kontrast war weniger prägnant. Dunwall war so oder so hässlich, was machen da schon ein paar Fabriken mehr aus?
Die Story von Dishonored 2 spielt 15 Jahre nach dem vorigen Spiel und beginnt mit der Usurpation der jungen Kaiserin Emily durch ihre machthungrige Tante Delilah. Diese und die zur ihr gehörigen Hexen kennt man bereits aus einem DLC von Dishonored 1. Man bekommt die Wahl Corvo oder Emily zu spielen, die jeweils etwas andere Fähigkeiten haben. Ich entschied mich für Corvo und wurde nicht enttäuscht. Das Writing von Dishonored 2 ist erstklassig, tiefgründig und man bekommt sehr persönliche und introspektive Einblicke in die Gedanken und Gefühle von Corvo. Seine deutsche Stimme ist hierbei Manfred Lehmann (Bruce Willis, Kurt Russell u.v.m.), der eine unerwartet gute Besetzung ist. Lehman bringt Corvos Verdrossenheit, seine Müdigkeit aber auch seinen rechtschaffenen Zorn und seine Zielstrebigkeit perfekt rüber. So oder so war ich mit der Story von Dishonored 2 sehr zufrieden. Einziger Makel ist für mich die vielleicht etwas fragwürdige Moralisierung der Geschichte. Ich verstehe, worauf man hinauswill: viele Menschen zu töten sorgt für viel Chaos und ist inhärent unmoralisch. Dishonored 2 will zeigen, dass der Zweck eben nicht die Mittel heiligt. Das ist eine reizvolle Reflektion der Aktionen des Spielers, geht für mich aber nicht ganz auf. Der „Schock“, dass Corvo am Ende als Tyrann mit eiserner Faust regiert, fühlt sich nicht wirklich gerechtfertigt an, da das Spiel keinen sonderlich guten Job dabei macht die Feinde von Corvo irgendwie empathisch zu zeichnen. Die größeren und kleineren Antagonisten des Spiels sind allesamt absolut verachtenswerte Unmenschen. Mörder, Räuber, Erpresser, Vergewaltiger, skrupelloses Gesindel und nicht zuletzt eine vollkommen rücksichtslose Usurpatorin, deren Herrschaft unvergleichliches Leid und Elend verursacht. Im Laufe meines Playthroughs sind mir wenige Charaktere begegnet, die nicht den Tod verdient hatten. Zumeist waren es namenlose Soldaten, die sich durch Dialoge über ihre Familien und ihr Leben als bemitleidenswerte Figuren zeigten. Aber Luca Abele? Delilah? Kirin Jindosh? Keiner von ihnen hat meiner Ansicht nach Gnade verdient und keiner von ihnen würde Gnade zeigen. Im Gegenteil, Gnade würde von Charakteren wie ihnen als Schwäche ausgelegt werden, um an ihre verwerflichen Ziele zu gelangen. Selbst Delilah, deren tragische Geschichte ihre Motivation zumindest ein Stück weit nachvollziehbar macht, betritt mit ihren Handlungen schnell ein Territorium jenseits der Verhältnismäßigkeit. Man kann Delilah ein überaus gnädiges Schicksal zukommen lassen, aber hat sie das verdient, nach allem, was sie in Dunwall und Karnaca angerichtet hat? Somit bleibt die moralische Urteilsfindung von Dishonored 2 auf einem eher simplen Niveau, wo der Spieler gewissermaßen verurteilt wird. Ich kenne Spiele, welche die Problematik und Ethik des Tötens besser thematisiert haben.
Zuletzt seien noch ein paar kleinere technische Probleme des Spiels anzusprechen. An und für sich ist Dishonored 2 gut optimiert und soweit ich sagen kann auch vollkommen bugfrei. Es ruckelt nie, leidet aber unter ein paar altersbedingten Problemen. Zwar kann man das Spiel prinzipiell mit hohen Frame Rates spielen, doch ist das Frame Pacing bei über 120 FPS vollkommen uneben und hakelig, wodurch sich Dishonored 2 sehr unflüssig anfühlt. Zu empfehlen ist also die Frame Rate in den Grafiksettings auf 120 zu limitieren. Aber auch dann kommt es in besonders belebten und detaillierten Umgebungen zu Einbrüchen der Frame Rate. Zwar nie niedriger als im 80er-Bereich, aber das dürfte bei einem Spiel von 2016 eigentlich nicht passieren. Deutlich nerviger war das Verhalten im Vollbildmodus. Rein- und Raustabben ist in Dishonored 2 ein Krampf.
Alles in allem bin ich aber sehr von Dishonored 2 angetan. Es hat mit sämtlichen der von mir im ersten Teil empfundenen Probleme aufgeräumt und liefert von Anfang bis Ende eine unterhaltsame Erfahrung. Ich werde das Dishonored-Franchise nie wirklich lieben. Der Artstyle sagt mir einfach nicht zu und ich bin zu sehr von Arkanes Meisterwerk Prey verwöhnt worden. Aber ich habe großen Respekt vor der quasi makellos umgesetzten Vision und hohen Ambition der Entwickler gewonnen. Dishonored 2 ist Arkane auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Prey war finanziell enttäuschend und gilt heutzutage eher als Geheimtipp, Deathloop hingegen konnte nicht die universelle Beliebtheit von Dishonored reproduzieren und verstrickt sich zu sehr in seinem Gimmick. Und Redfall führte dann zum unglücklichen Untergang des Studios. Dishonored 2 bleibt uns aber als Perle des Immersive Sim-Genres erhalten und kann auch heute noch begeistern. Sowohl im Sale als auch zum Vollpreis ist es sein Geld wert.