11-11 Memories Retold
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1th November 1916, a young photographer leaves Canada to join the western front in Europe. The same day, a German technician is told that his son is missing in action. Both want to preserve their humanity and come back alive to their loved ones. 11-11: MEMORIES RETOLD is an emotional narrative adventure telling the stories of two soldiers on on both sides of the front during WW I. It is brought to life through a unique painterly style, whilst the combined voice acting talents of Elijah Wood and Sebastian Koch as Harry and Kurt, and an orchestral score from composer Olivier Deriviere, guide players through moments of both peace and despair.
Steam User 79
11-11 Memories Retold ist ein kriegsthematisierendes Adventure, das von Aardman Animations und Digixart entwickelt und November 2018 von BANDAI NAMCO herausgegeben wurde.
+ Emotional ergreifende Geschichte, höchste Erzählkunst
+ Vielschichtige, glaubwürdige Charaktere
+ Entscheidungsmöglichkeiten und 7 unterschiedliche Enden
+ Fantastischer Soundtrack mit dem London Philharmonic Orchestra
+ Ausgezeichnete Vertonung durch bekannte Sprecher (z. B. Elijah Wood) in Muttersprache
+ Abwechslungsreiches Gameplay
+ Lehrt interessante geschichtliche Fakten
+/- Schwierigkeitsgrad allgemein niedrig
+/- Außergewöhnliche Grafik im Ölgemälde-Stil
- Immersion-störendes Sammeln von Collectibles
Spielzeit: Ca. 8 Std.
Handlung - Die menschliche Seite des Krieges
11. November 1916: Als Harry, ein junger kanadischer Fotograf, das Angebot des berühmten Generals Barrett erhält, diesen für eine Fotodokumentation in den Krieg zu begleiten, zögert er nicht lange, denn er möchte das Mädchen seiner Träume beeindrucken.
Zur selben Zeit erfährt Kurt, ein deutscher Ingeneur, vom Verschwinden seines Sohnes an der Front und entschließt sich, Frau und Tochter zurückzulassen, um seinen Sohn aktiv im Kriegsgeschehen aufzuspüren.
Die Handlung von 11-11 wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt, die aus ganz persönlichen Gründen in einen Krieg verwickelt wurden, der ihnen im Grunde nichts bedeutet.
Da ich nicht zu viel verraten möchte, bleibt mir nur eines zu sagen: Packend, spannend und zutiefst ergreifend ist 11-11 ein Meisterwerk der interaktiven Erzählkunst.
11-11 zeigt einen Teil der Vorgänge des 1. Weltkrieges aus einer anderen, vollkommen menschlichen Perspektive. Auch wenn es damit ein wichtiges - da historisch relevantes - Thema aufarbeitet, so einfühlsam und wundervoll erzählt, dass kaum ein Auge trocken bleiben kann, wird der Spieler nicht nur mit Schwermütigkeit belastet.
Denn obwohl die Handlung einen zutiefst dramatischen Kern beherbergt, erzählt sie auch eine rührende Geschichte über Kameradschaft, Freundschaft und Liebe.
Die beiden Tiere, eine Katze und eine Taube, die fest in die Handlung verwoben wurden, bringen zugleich eine heitere Komponente mit ein.
Der Spieler eifert und leidet förmlich mit den Protagonisten mit, die sich im Laufe der Geschichte auf die ein oder andere Art weiterentwickeln und erfrischend glaubwürdig portraitiert werden. Auch andere wichtige Charaktere zeigen sich mit all ihren menschlichen Facetten.
11-11 verzichtet nämlich auf eine klischeehafte Schwarz/Weiß-Darstellung, es gibt keine sogenannten Bösewichte, lediglich Menschen mit eigenen Beweggründen, an denen der Krieg ihre Spuren auf unterschiedlichste Weise hinterlassen hat.
Der Spieler hat mit seinen Handlungen und Entscheidungen Einfluss auf den Spielverlauf und die 7 möglichen Enden varriieren in ihrem Grundton von niederschmetternd bis bittersüß. Im Krieg gibt es keine Gewinner - das ist eine der Lektionen, die 11-11 uns lehrt.
Gameplay - Keine Herausforderung, dafür Abwechslung und Zugänglichkeit
In seinem Kern ist 11-11 ein sogenannter "Walking Simulator", den man mit verschiedenen Gameplay-Elementen aufgepeppt hat, die jedoch allesamt keine sonderliche Herausforderung darstellen.
So besteht das Spiel zu einem großen Teil aus dem Erkunden der Umgebung und Dialogen mit den Charakteren. Gelegentlich gilt es jedoch auch, ein mildes Rätsel zu lösen oder dem Spieler wird ein geringes Maß an Geschick beim schnellen Navigieren durch Bedrohungen abverlangt.
Auch Schleich- oder Versteckeinlagen sind Bestandteil des Spiels. All diese Elemente bieten eine willkommene Abwechslung, die zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lässt, man darf allerdings keine allzu großen Erwartungen an den Schwierigkeitsgrad stellen.
11-11 arbeitet jedoch nicht einfach nur bekannte Spielmechaniken ab, sondern bemüht sich durchaus erfolgreich um Innovation.
So kann der Spieler als Fotograf Harry nicht nur zu seinem Vergnügen Fotografien anfertigen, die er jederzeit in einem Notizbuch betrachten kann, auch erfordern einige der Aufgaben das Ablichten bestimmter Motive. Dies soll sogar Einfluss auf die moralische Entwicklung des Charakters haben.
Im Ausgleich dazu kann Ingeneur Kurt durch Gespräche mit Kameraden und manchmal auch das Belauschen derselben, Stichwörter aufschnappen, die er in Briefen an seine Tochter verarbeiten kann, was ebenfalls den Handlungsverlauf beeinflussen soll.
In manchen Kapiteln muss der Spieler sogar eine Katze steuern. Und seien wir mal ehrlich: Katzen-Level sind immer ein Bonus!
Da 11-11 das Augenmerk auf seine Geschichte legt, sehe ich seine leichte Zugänglichkeit für alle Arten von Spieler nicht als Nachteil.
Grafik - Monet lässt grüßen
Den Grafikstil empfinde ich persönlich als etwas gewöhnungsbedürftig. Über die Spieloberfläche wurde ein Filter gelegt, der an ein stilisiertes Ölgemälde erinnert.
Ich glaube, die Absicht dahinter ist die, den Fokus weg von der Optik und mehr auf das Erleben der Handlung zu legen und dem Spiel einen etwas verträumten und historischen Look zu verleihen. Dadurch fällt es jedoch auch schwerer, feine Details in der etwas verwaschenen und sich ständig bewegenden Grafikoberfläche auszumachen.
Sound - Verzaubernde Klänge
Der Soundtrack von Olivier Deriviere, eingespielt vom London Philharmonic Orchestra, zeigt sich abwechslungsreich und vielfältig. Traumhafte Chorgesänge schaffen eine unglaubliche intensive Atmosphäre.
Die Musikuntermalung ist von so hoher Qualität, dass sie sogar für sich genommen schon ein Genuss darstellt, im Spiel jedoch entfaltet sie ihre volle Wirkung und schafft es, den Spieler emotional in jede Situation hineinzuversetzen.
Ob Schussgeräusche, explodierende Bomben, Kampfgeschrei oder gemeinsam musizierende Soldaten: Die hochqualitative Soundkulisse gibt überzeugend die Kriegsstimmung wieder.
Ganz besonders gelungen ist auch die Vertonung der Charaktere, für die solche Größen wie Elijah Wood und Sebastian Koch in den Hauptrollen herangezogen wurden. Der Authentizität zuliebe ist man so weit gegangen, alle Charaktere untereinander in ihrer eigenen Landessprache kommunizieren zu lassen.
So bekommt der Spieler nicht nur Englisch, sondern auch Deutsch und Französisch zu hören, die Synchronisation wurde dabei jeweils von Landesleuten vorgenommen und überzeugt auf ganzer Linie.
Kritik - Stimmungstötende Sammelgegenstände
Die voreingestellte Tastaturbelegung mutet etwas seltsam an, zum Glück lässt sich diese leicht nach Belieben des Spielers anpassen.
Meine größte Kritik gilt jedoch dem stückchenweise Einsammeln der in der Spielwelt versteckten Lore-Gegenstände. Ein Spiel, das seine Handlung so in den Vordergrund rückt, sollte den Spieler nicht dazu bringen wollen, die Spielwelt nach schwebenden Zettelchen abzusuchen.
Das stört nicht nur die Immersion, sondern es ist auch schade, dass dem Spieler bei Nicht-Auffinden interessante Informationen vorenthalten bleiben - denn die entsprechenden Einträge im Notizbuch sind durchaus einen Blick wert.
Besonders fehleranfällig zeigt sich diese Designentscheidung auch dadurch, dass die Handlung oft beim Ausführen einer bestimmten Tätigkeit voranschreitet und der Spielabschnitt endet, bevor der Spieler die gesamte Umgebung absuchen konnte. Ärgerlich für Komplettierer!
Fazit - Grandios!
In erster Linie ist 11-11 eine zutiefst emotionale Erfahrung und wird nicht umsonst mit dem viel gepriesenen "Valiant Hearts" verglichen.
Ein Muss für alle Spieler, die Wert auf Handlung legen und - ach, was rede ich unnötig um den heißen Brei? 11-11 Memories Retold ist ein erzählerisches Meistwerk und schafft es problemlos in meine persönlichen Top 5 2018!
Dieses Spiel wurde unserem Kuratorenprogramm zur freien Beurteilung zur Verfügung gestellt. Folgt GGC-Curations, wenn ihr mehr Reviews wie dieses lesen wollt.
Steam User 20
Dank Hollywood und Actiongames wie Call of Duty ist wohl jedem von uns das Bildnis der tapferen Soldaten im Kopf, die sich munter in den Krieg werfen, stets über alles stehen und als Tötungsmaschinen agieren. Wie es mal aussieht, wenn komplett andere Töne angeschlagen werden, wenn man sich auf das persönliche Leid unmenschlicher Machenschaften fokussiert, erfahrt ihr in der Review zu 11-11 Memories Retold!
Story
11-11 Memories Retold ist ein Drama zu Zeiten des Ersten Weltkrieges, welches dem Spieler gleich zwei Protagonisten an die Hand gibt: Den Deutschen Kurt Waldner und den Kanadier Harry Lambert, welche aus komplett unterschiedlichen Beweggründen in den Krieg ziehen.
Harry lebt ruhig und bescheiden im kanadischen Toronto und arbeitet als Fotograf in einem Atelier, als Militärsmajor Martin Barrett nochmal letzte Portraitaufnahmen von sich anfertigen lassen möchte, bevor es in den Großen Krieg geht. Beeindruckt vom Ergebnis bietet Barrett daraufhin Harry an, ihn in den Krieg mitzunehmen, da er einen talentierten Fotografen an seiner Seite gebrauchen kann. Harry stimmt ohne zu zögern zu, vor allem in der Hoffnung als Kriegsheld später Julia, die Tochter des Besitzers des Ateliers und seit jeher Harrys Schwarm, beeindrucken zu können.
Während Harry also aus jugendlichem Leichtsinn und für die Liebe in den Krieg zieht, sieht es bei Kurt, seines Zeichens Ehemann und zweifacher Familienvater, anders aus. Das Regiment seines Sohnes Max gilt als verschollen, man habe keinerlei Informationen zum Verbleib der Soldaten. Krank vor Sorge um seinen Sohn meldet Kurt sich sofort beim Militär um in den Krieg einzuziehen und sich auf die Suche nach seinem Sohn zu begeben.
Wie es das Schicksal so will, treffen Kurt und Harry während eines Gefechts aufeinander, wo sie unter Tage verschüttet werden. Da beide den Ernst der Lage angesichts des drohenden Hungertod erkennen, verfeinden die beiden sich nicht, nein, sie befreunden sich - und das, obwohl der Eine das Wort des Anderen aufgrund der sprachlichen Barriere nicht versteht.
Obwohl sich ihre Wege kurz darauf wieder scheiden, entstand zwischen den beiden wichtiges Bund, welches sie weiterhin durch den gesamten Krieg verfolgen wird, obwohl sie weit voneinander getrennt sind - und dessen Verhältnis bis zum Schluss über das Ende des Krieges, den persönlichen Frieden beider Soldaten entscheiden wird.
Ein Antikriegsaspekt zieht sich durch die gesamte Erzählung: Es gibt keine Helden, es gibt nicht den Bösen, nur Verlierer und den Hass auf die gegnerische Armee, gesteuert von Propaganda und den Stereotypen der Tommys und Fritzen. Selbst wenn einzelne Akteure den Krieg zelebrieren, so befinden wir uns kurz darauf inmitten von Leichen wieder und müssen um unser eigenes Leben fürchten.
Es wird nicht das Bildnis des mutigen Soldaten aufgeworfen, sondern die der gebrechlichen Gestalt im Graben, geprägt und geplagt von Heimweh, Angst und Hunger, ihre Flucht im Suff suchend. Gestandene Männer, die beim Anblick ihrer gefallenen Kameraden weinend auf ihre Knie fallen, sich nicht mehr wünschen, als dass das Blutbad endlich aufhört.
Der Spieler wird in die Tiefen der menschlichen Grausamkeit gezogen, gezeigt, wie der Krieg wirklich war. Überlebende wollen nicht kämpfen, wollen nicht siegen, sie wollen es beenden, notfalls einfach sterben - durch all dieses Leid gehen nicht nur die Soldaten um uns herum, sondern auch die beiden Protagonisten, welche nicht nur aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Intention, sondern auch durch ihr Handeln und ihre Erlebnisse im Krieg eine enorme charakterliche Tiefe aufweisen, die in der Form kaum zu vergleichen ist.
Das Spiel, dessen Geschichte und vor allem deren Erzählung perfektioniert das Antikriegsdrama, welches sich nicht um die Action, den Mehrwert, bemüht, sondern eine realistische Aufklärung darstellt.
Das Spiel ist ein narratives Meisterwerk, welches vom Beginn bis zum Ende begeistert. Die authentische Geschichte des Spiels fügt sich wunderbar dem Zeitgeist des Ersten Weltkrieges ein, stellt dem Spieler zwei ebenso authentische Personen mit unglaublichen Tiefgang vor perfektioniert das Antikriegsdrama, indem es nicht durch geballte Action, sondern das humane Leid von Millionen von Menschen der damaligen Zeit führt und alles dafür tut, um über die Zeit aufzuklären.
Gameplay
Seien wir mal ganz ehrlich: Das Gameplay ist einfach ein Beiwerk, um die emotionale Geschichte von Kurt und Harry interaktiv zu gestalten. Als narratives Abenteuer ist es eher mit einem Walking Simulator in Third Person und minimaler Interaktion mit Umfeld und Umwelt zu vergleichen: Man findet sich mit einem der beiden Soldaten, stellenweise auch mit beiden gleichzeitig, in den Schauplätzen des Ersten Weltkrieges wieder und wird in ein Szenario geworfen, welches es zu verfolgen gilt:
Bei Harry besteht es meist daraus, seinem befehlshabenden Major zu verfolgen, gar durch das umkämpfte Schlachtfeld, um ihn stets im besten Bilde abzulichten. Seine Rekrutierung als Fotograf steht stets im Fokus, aber er wird auch viele Situationen erleben, wo er über sich hinauswachsen muss.
Bei Kurt steht die Suche nach seinem Sohn im Vordergrund, sodass auch das meist das Leitbild seiner Aktionen sind. Wir fragen im Lager alle Soldaten, ob sie jemals Max gesehen haben oder wagen uns teilweise in das neutrale, umkämpfte Niemandsland, um möglicherweise seinen Leichnam zu bergen, wohlwissend, dass der Ausflug sein Ende bedeuten kann.
Teilweise kommt es auch zu kleineren Puzzleeinlagen, welche aber recht leicht zu lösen sind. Aber gerade in den wenigen Koop-Passagen werden diese gebührend in Szene gesetzt, da das Spiel nun ausnutzt, dass der Spieler Kontrolle über gleich zwei Charaktere hat - was prima zur Immersion der Geschichte zwischen Einsamkeit und Zusammenhalt beiträgt und seinen Teil zur Beziehung zwischen Harry und Kurt leistet.
Ein Merkmal, welches es eigentlich in jedem heutigen Videospiel gibt, sticht allerdings als besonders wertvoll hervor: Die Sammelobjekte. In jedem Abschnitt des Spiels sind Dokumente versteckt, welche wertvolles Hintergrundwissen enthalten und somit auch einen Bildungsauftrag der angenehmen Art erfüllt.
Das Gameplay an sich ist kaum atemberaubend und eher ein Mittel zum Zweck, da man im Endeffekt einfach nur die Areale schreitet und die Story erlebt; bietet aber insbesonders durch seine Sammelobjekte einen sehr guten Anreiz, alle Gegenden genauestens zu untersuchen und tiefer ins Spiel einzutauchen. All das fügt sich dennoch perfekt ins Gesamtbild hinein und stützt die Geschichte vollends.
Gestaltung
Positives
+ einzigartige Aquarellgrafik
+ emotionaler, sehr hochwertiger Soundtrack
+ mit Elijah Wood und Sebastian Koch zwei erstklassige Synchronsprecher
Neutrales
• kaum Detailtiefe
Negatives
- die Aquarelloptik ist immer in Bewegung; “schwimmend”. Wer wie ich Probleme mit Epilepsie hat, wird zwangsweise des öfteren längere Pausen einlegen müssen
- zerstörte Immersion: Der deutsche Kurt versteht den englischsprachigen Harry nicht, der Briefverkehr mit seiner Frau erfolgt aber auf Englisch.Hä?
Fazit: 11-11 Memories Retold ist zwar nicht spielerisch, aber ein erzählerisches Meisterwerk und ein fantastisches Antikriegsdrama, welches den Spieler auf eine emotionale Achterbahn begleitet und die tiefe Hässlichkeit menschlicher Gewalt entführt. Wer auf emotionale Storys steht und mit dem außergewöhnlichen Grafikstil zurecht kommt, wird ein Abenteuer erleben, welches, wie hoffentlich auch die Schandtaten der damaligen Zeit, nie in Vergessenheit gerät.
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Steam User 11
Im November 1918 endete der 1. Weltkrieg – und dieses schöne Spiel setzt dem Frieden ein emotionales Denkmal.
Story:
Meine Spielfiguren sind mittendrin: Harry ist ein junger Fotograf, der nur Soldat wird, um seine Flamme Julia zu beeindrucken. Kurt wiederum erfährt, dass die Einheit seines Sohnes verschwunden ist und macht sich auf die Suche nach ihm. Es geht um persönliche Geschichten, statt um das große Ganze. Man steuert sie abwechselnd, während ihre Geschichten sich immer wieder beeinflussen. Das sorgt für eine besonders intensive Erfahrung, weil man immer zwei Blickwinkel auf ein Ereignis mitbekommt. Zusätzlich erfährt man über in der Welt verstreute Sammelobjekte viel über die Hintergründe und realen Umstände des Ersten Weltkriegs, was das Erlebte glaubhafter wirken lässt. Memories Retold bemüht sich sichtlich, den Konflikt authentisch darzustellen und Wissen zu vermitteln und eines wird dabei schnell klar: So etwas wie Gut gegen Böse gibt es hier nicht.
Der 1.Weltkrieg als Gemälde:
Trotzdem empfinde ich das ästhetisch gelungene Artdesign mit seinem Impressionismus inhaltlich kontraproduktiv. Ich fühle mich fast wie in einem Gemälde von Claude Monet, das soll auch so sein, aber aber die Kulisse trägt mit ihrem freundlichen Stil, der harte Konturen verwischt, nicht gerade dazu bei, die Schrecken dieses Krieges aufzuzeigen - das Idyllische und Malerische überwiegt. Obwohl es auch sehr ernste Szenen wie die Erschießung eines gefangenen Soldaten oder das Stürmen durch Schützengräben bei Opfern links und rechts gibt, wirken diese emotional nicht stark genug, weil z.B. Trümmer, Blut & Co wie Konfetti aussehen. Und damit scheitert man an einem wesentlichen Aspekt dieses Ansatzes, weil man auf diese Art eher pädagogisch wertvoll als dramaturgisch schonungslos inszeniert.
Manchmal fühlte ich mich fast wie in einem interaktiven Kinder- oder Jugendbuch. Dabei müsste eine gute Regie den Finger viel stärker in die Wunde legen, denn hier wird immerhin die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" thematisiert, die mit ihren Verstümmelten, Verstörten und hundertausenden Toten in Schützengräben für kaltes Grausen sorgte. Und selbst wenn man nicht so explizit draufhalten will, hätte man die Story wesentlich bedrückender inszenieren können: Man denke an das gelungene Anti-Kriegsspiel This War Of Mine. Hier fühle ich mich eher an den halbgaren Ansatz des gut gemeinten, aber ebenfalls zahnlosen Comic-Adventures Valiant Hearts: The Great War von Ubisoft erinnert.
Steuerung:
Die Spielsteuerung ist teilweise zu seicht und manchmal nervig, weil sie wild zwischen normaler Tastensteuerung, Point&Click, Quick-Time Event und Action light wechselt. Man kann auch mit Gamepad spielen, dass empfand ich aber als teilweise noch schwammiger und komplizierter.
Kamera:
Um die Sache noch unübersichtlich zu machen, wechselt die Kamera auch immer wenn die Spielsteuerung wechselt und in einigen Passagen ist die Kameraperspektive fest vorgegeben. So das wir ohne Vorwarnung in eine völlig andere Richtung laufen, manchmal stehen auch nur nervige Hindernisse im Weg, in die wir durch die vorgegebene Kameraperspektive reinlatschen.
Grafik:
Bei 11-11: Memories Retold springt zunächst die ungewöhnliche Aquarell-Optik ins Auge. Durch intensive Beleuchtung und bunte Farben habe ich das Gefühl, ein spielbares Gemälde vor mir zu haben. So verstecken die Entwickler gleichzeitig, dass der Titel technisch eher simpel gestrickt ist. Das merkt man auch beim stellenweisen Flimmern von Objekten und der Detailarmut.
Die fällt gerade bei den Gesichtern auf, die mangels erkennbarer Mimik selten die nötige Emotion vermitteln können. So interessant die Aquarell Optik auch sein mag, empfand ich sie nach einiger Zeit als anstregend für die Augen, da alles immer verschwommen dargestellt wird.
Synchronisierung/Sound:
Die Synchronisation der Charaktere ist erstklassig und glänzt mit prominenter Besetzung. Auch die übrigen Figuren, vom wichtigen Familienmitglied bis hin zum namenlosen Soldaten, sind vertont. Die Charaktere sprechen sogar in ihrer jeweiligen Muttersprache, was dem Titel einen authentischen Anstrich verleiht. Es ist jedoch eine merkwürdige Entscheidung, Kurt und seine Frau Englisch sprechen zu lassen, wenn sie die Handlung anhand von Briefen an den jeweils anderen schilderten. Im normalen Spielverlauf sprachen sie schließlich auch Deutsch bzw. wechseln teilweise ins englische und wurden untertitelt. Es wäre konsequenter gewesen, besonders im Hinblick darauf, dass das Spiel etabliert hat, dass sie nicht Englisch sprechen können. Der Titel wird von wunderschönen orchestralen Arrangements begleitet, die zugleich wunderbar zum zarten grafischen Stil des Spiels passen. Aber für ein Anti-Kriegsspiel ist mir die akustische Begleitung manchmal nicht prägnant genug, fast schon zu gemütlich.
Fazit:
11-11: Memories Retold ist ein gut gemeintes Erinnerungsgemälde, aber über weite Strecken kein packendes Anti-Kriegsspiel. Obwohl Sprecher überzeugen und die Regie einige elegante Überleitungen in petto hat, die die Nähe der Feinde wunderbar aufzeigen, will der emotionale Funke nicht überspringen. Der erzählerische Ansatz ist interessant, denn zwei ganz unterschiedliche Charaktere werden spielbar gemacht, man wechselt quasi zwischen Feinden - und beide werden immer tiefer in diesen Krieg verwickelt.Auf dem Weg dorthin hört man, was einfache Soldaten davon halten und beginnt zwischen Schützengräben und Familientrauer das tragische Ausmaß dieser "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" zu erahnen - hier wird nicht das Soldatische heroisiert, sondern das Menschliche thematisiert. Aber ich hätte das Grauen dieses Krieges noch deutlicher spüren müssen! Zu zaghaft ist die Inszenierung, zu idyllisch das impressionistische Design mit seinen Farbtupfern, als dass ich emotional so ergriffen werden würde. Über allem weht ähnlich wie bei Valiant Hearts ein Hauch von pädagogisch wertvoll. Aber auch diese Geschichte hat starke Momente, die einen nachdenklich stimmen. Leider gibt es einige Inkonsequenzen im statischen Design und die meisten interaktiven Anforderungen befinden sich auf Minispielniveau. Unterm Strich sorgt weniger die Spielmechanik, sondern vor allem die Thematik dafür, dass man ein angenehm ungewöhnliches historisches Adventure erlebt.
Steam User 9
"Eine tief ergreifende emotionale Geschichte über zwei Menschen, die sich im Ersten Weltkrieg treffen. Die Erzählweise ist ein Meisterwerk! This is a Masterpiece of telling a WW1 Story, of two people."
Steam User 11
Das Spiel ist gut.
Es ist ein Adventure mit einem Telltale-ähnlichem, einfachen Gameplay, impressionistischen Grafik und einer wie an Kinder gerichteten (Anti)Kriegsgeschichte.
Erzählt werden die Erlebnisse zweier Protagonisten im 1. Weltkrieg, die als Soldaten an die Westfront kommen. Der eine ist Deutscher, der eigentlich nur seinen vermissten Sohn sucht, der andere ist kanadischer Fotograf, der wegen der seine Flamme beeindruckenden Uniform wegen Soldat wird. Die Absurdität dieses Krieges, der von Staaten geführt, aber von Soldaten und Bevölkerung erlitten werden muss, wird sehr deutlich gemacht. Krieg heißt nicht, jeden Tag eine Schlacht zu schlagen und ist trotzdem ein schrecklicher Zustand. Auf Schuldzuweisungen oder Stereotypen wird erfreulich verzichtet. Zum Ende verirrt sich m.E. die Geschichte allerdings thematisch leicht, hat dafür aber verschiedene Enden zu bieten, je nachdem, wie man sich während des Spieles entschieden hat.
Aber es wird vieles recht sanft, verpackt, eher umschrieben, als handgreiflich explizit dargestellt. Durch gewisse Zufälle und nicht wenige geradezu märchenhafte Elemente wird alles noch etwas abgemildert. Es kommt mir so vor, als wolle man einem Kind vom Krieg erzählen ohne es zu traumatisieren.
Das Gameplay ist recht einfach gehalten, fast alibiartig. Man muss ab und an Hebel drücken oder eine Kiste verschieben, mit Leuten reden oder Fotos machen. Manchmal ist auch Teamarbeit erforderlich, wobei man die aktive Person wechseln kann. Dabei kann auch mal eine Katze oder ein Vogel die handelnde Person sein.
Etwas aufwendig ist die Suche nach sammelbaren Objekten, die meist abseits vom Hauptpfad zu finden sind, was von der Hauptgeschichte ziemlich ablenken kann. Da nach (oft unvorhersehbaren) Erreichen eines Checkpoints diese Objekte nicht mehr gesammelt werden können, bleibt deren Sammlung schnell unvollständig.
Aber erst komplette Sammlungen schalten Hintergrundinformationen zum 1. WK frei. Ob man nun so viel Geduld hat, das Spiel hierfür mehrmals zu spielen? Ich eher nicht. Allerdings könnten die verschiedenen Enden doch dazu verleiten.
Die Grafik ist malerisch und sehr aufwendig. Man hat den Eindruck, sich ständig in einem Gemälde von Van Gogh zu befinden. Das macht alles noch viel softer. Ob dies zu der Thematik passt, kann man allerdings etwas in Frage stellen. Vielleicht ist es kindgerecht oder so, als wäre alles nur ein Traum.
Die Musik ist ähnlich, schön gemacht, aber eben auch total softig. Die Sprecher sind gut. Sie sind in ihrer Originalsprache, d.h. ein deutscher Protagonist spricht Deutsch, ein Franzose französisch, usw. Durch die deutschen Untertitel kann man aber immer mitlesen.
Die Steuerung ist problemlos. Ich habe mit Controller gespielt, genauso geht es aber wohl auch mit Tastatur/Maus.
Es gibt sehr viele Errungenschaften, die alle zu holen doch einigen Aufwand erfordern.
Pro & Contra:
+ Schöner malerische Grafikstil
+ Gute Sprecher (jeder in seiner Sprache)
+ Vielleicht sogar für ältere Kinder geeignet
+ Schöne sanfte Musik (passend?)
o Teils realistische, teils unrealistisch-märchenhafte Geschichte
o Sehr simples Gameplay
- Die Sammelobjekte sind nicht so toll gemacht
Wertung: 8/10
Die Geschichte ist sicher sehr gut gemeint und m.E. für ältere Kinder geeignet. Der ernsthafte Versuch, Krieg als Übel darzustellen, ist unverkennbar, aber viele Härten werden auch kaschiert.
Letztlich ist es zumindest eine nette Geschichte. Für Freunde storylastiger Spiele wohl zu empfehlen.
Steam User 12
Ein absolutes Meisterwerk.
Sowohl graphisch als auch storytechnisch atemberaubend.
Die Geschichte, die vom Storytelling her ähnlich aufgebaut ist, wie Valiant Hearts (Wechsel zwischen den Fronten mitten in der Erzählung), rührt zu Tränen.
Wer ein Game sucht, das zum Nachdenken anregt und in bestechender Einfachheit und gleichzeitig erbarmungsloser Offenheit die Gräuel des Krieges anspricht, ist hier richtig.
10/10
Steam User 5
11-11 Memories Retold ist ein intensives Erlebnis. Es als Spiel zu bezeichnen ist vielleicht etwas zu viel, da die Aufgabenstellungen grösstenteils nicht sonderlich herausfordernd und komplex sind. Zudem geht es hier nicht um "Spielspass", sondern darum sich in interaktiver Weise mit einem ernsten Thema auseinanderzusetzen. Und das macht 11-11 Memories Retold insgesamt sehr gut.
Das Storywriting ist hervorragend und zieht einen v.a. ab der zweiten Hälfte sehr hinein. Der Kniff, dass man zwei Soldaten auf beiden Seiten des Krieges steuert funktioniert hervorragend. Und so schafft es 11-11 Memories Retold beide Seiten facettenreich darzustellen ohne auf altbekannte gut-böse-Muster zurückzugreifen. Und dabei offenbart es schonungslos die Sinnlosigkeit und Absurdität eines solchen Krieges. Das fuhr mir persönlich unter die Haut und führte mir eindrücklich vor Augen, welch privilegierte Situation ich habe mitten im friedlichen Europa.
Einen grossen Anteil am Ganzen haben die hervorragenden Sprecher, die das Ganze toll vertonen.
Die grösste Schwäche von 11-11 Memories Retold ist sicherlich die mehr als nur gewöhnungsbedürftige Grafik. Immerhin ist sie konsequent durchgezogen und passt durchaus auch zum Setting und dem Hintergrund der Geschichte. Trotzdem finde ich den Stil nicht gelungen und hat manchmal auch richtiggehend irritiert. Trotzdem ist zu sagen, dass der Rest des Spiels gut genug ist, dass es diesen Makel gut aufzuheben mag.
Neben einigen Bugs gab es für mich nur noch einen anderen Wermutstropfen, der etwas gemischte Gefühle zurücklässt (Achtung, schwerer Spoiler): Ich hätte kein Problem, wenn das Spiel kein "gutes Ende" hätte, denn das würde durchaus zum Setting passen und hätte in sich eine starke Aussage. Dass man aber am Schluss verschiedene Enden haben kann und das "beste Ende" ausgerechnet auf dem Pfad zu erreichen ist, bei dem man sich gegen die Freundschaft entscheidet finde ich storytechnisch und von der Aussage her sehr schwach und enttäuschend.
Trotzdem bleibt das Spiel eine bewegende Erinnerung und schafft so sein Ziel - den Spieler in das Erleben der Soldaten (und anderer vom Krieg betroffenen Menschen) und des 1. Weltkriegs hineinzunehmen - hervorragend.
Fazit: Keine leichte Kost und nichts für Spieler, die vor allem Spielspass suchen. Wer sich aber gerne auch mal mit ernsten Themen auseinandersetzt, der bekommt hier einen guten Vertreter solcher "serious games". Eindrücklich, bewegend und - bis auf die streitbare Grafik - sehr gut umgesetzt. Klare Empfehlung.